FSG: Erinnerungen an Hubert Hölscher (1931 – 2013)

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Am 1. November 2013 verstarb der frühere Schulleiter des Franz-Stock-Gymnasiums, Herr Hubert Hölscher, der die Schule von 1979 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1995 leitete. In dieser Zeit hat die Schule eine vielfältige intensive Entwicklung durchgemacht, die bis heute nachwirkt.

Ein Beitrag von Ilse-Marie Berndt-Rademacher

Zu nennen ist da die Kooperation mit dem Graf-Gottfried-Gymnasium, unserer damaligen Partnerschule, die unter der Beibehaltung der Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit beider Gymnasien immer weiter ausgebaut wurde und die vielen Schülerjahrgängen ein, in der Region einmaliges, breites Fächerangebot bereit stellte. Durch Herrn Hölschers intensives Eintreten für die Eigenständigkeit der beiden Schulen wurde eine erste Idee, das Franz-Stock-Gymnasium und das Graf-Gottfried-Gymnasium schon zum Ende der Amtszeit von Herrn Hölscher zusammenzulegen, zu jenem Zeitpunkt noch nicht realisiert. Erst 2002 war die Zeit reif für diese Entwicklung, aus der das heutige FSG hervor gegangen ist. In die Fusion der beiden Gymnasien sind viele Elemente aus der erfolgreichen Kooperation eingeflossen.

 

Nicht nur aufgrund seiner politischen Tätigkeiten, sondern auch aufgrund seiner Mitarbeit bei der Reformierung der Gymnasialen Oberstufe zu Beginn der 1970er Jahre hatte Herr Hölscher ein ausgeprägtes Gespür für gesellschaftliche Veränderungen und deren schulpolitische Implikationen. Und so brachte er 1990 eine Entwicklung in Gang, die die Schullandschaft nicht nur in Arnsberg, sondern in der gesamten Region geprägt hat, nämlich die Einführung des Ganztags am FSG, zunächst in der Form des offenen Ganztags. Damit war die Schule das erste Gymnasium in der Region, das sich mit dieser heute nicht mehr wegzudenkenden Organisations- und Lebensform den Herausforderungen der sich verändernden Gesellschaft stellte. Nach drei Jahren intensiver Vorbereitung startete der Ganztag zum Schuljahr 1993/94 – bis heute ein Erfolgsmodell.

 

In den letzten zwei Jahren seiner Tätigkeit am Franz-Stock-Gymnasium hat sich Herr Hölscher zusammen mit Schülergruppen und Kollegen in vielfältiger Weise für die Kriegsflüchtlinge aus dem damaligen Jugoslawien eingesetzt, die in das Übergangswohnheim in unmittelbarer Schulnähe eingewiesen worden waren. Durch dieses bis zum Ende der 90er Jahre währende Engagement konnte sich das zunächst als sehr problematisch erachtete enge Miteinander von Menschen aus ganz verschiedenen Kulturkreisen zu einem friedlichen Zusammenleben entwickeln, das beide Seiten befruchtete.

„Kinder sind keine Fässer, die gefüllt, sondern Feuer, die entzündet werden müssen.“

Dieses Zitat, basierend auf einem Ausspruch von Rabelais (ca. 1494 bis 1553, französischer Schriftsteller und Zeitkritiker) steht am Ende der Rede, mit der Herr Hölscher 1987 den Abiturjahrgang verabschiedete. Sein Inhalt und der vom Schulleiter angefügte Wunsch an die Abiturienten

In diesem Sinne hoffe ich, Sie verlassen unsere Schule brennend, aber nicht so, dass die Feuerwehr eingreifen muss.“

beschreibt gut die pädagogische Überzeugung des Lehrers und Schulleiters Hubert Hölscher, der mit ganzem Herzen für seine Schule da war, der sich für Schüler, Lehrer und Eltern einsetzte. Herr Hölscher war ein Mensch, auf den man sich verlassen konnte und der bei allen sachlichen Differenzen, über die man mit ihm immer offen und auch hart debattieren konnte, stets einen fairen Umgang pflegte. Seine Schüler hat er dazu befähigt, die eigene Zukunft auf der Basis des in der Schule erworbenen Wissens und Wertebewusstseins aktiv mitzugestalten. Den Kollegen hat er den Rücken frei gehalten, damit sie sich der Ausbildung und Erziehung der ihnen anvertrauten Jugendlichen widmen konnten. Und dem einen oder anderen Elternteil konnte er die Fortsetzung der Schullaufbahn seines Kindes manchen Widrigkeiten zum Trotz nahe legen. Der Dank gerade dieser Schüler war ihm – nach erfolgreich abgelegtem Abitur – gewiss.

 

Das Franz-Stock-Gymnasium verdankt Herrn Hölscher nicht zuletzt wegen des weitsichtig geplanten und behutsam durchgeführten Umbaus der Schule zu einem Ganztagsgymnasium zu einem nicht unbeträchtlichen Teil seinen guten Stand, den es bis heute in der Schullandschaft der Stadt Arnsberg und der gesamten Region hat.