Feuer entfachen statt Fässer füllen

Feuer entfachen statt Fässer füllen

Die Tinte auf den Abiturzeugnissen ist gerade getrocknet – schon gab es die erste Gelegenheit das Erlebte zu reflektieren. Die Abiturienten Laura Mähler, Johanna Hof und Marvin Sommer vom Aldegrever-Gymnasium in Soest wurden in das Ministerium für Schule und Weiterbildung zum Dialog G8 mit Ministerin Sylvia Löhrmann eingeladen. Dr. Pallack, seit 01.08.2013 Schulleiter am Franz-Stock-Gymnasium Arnsberg, begleitete seine ehemaligen Schützlinge aus dem Mathematik-Leistungskurs.


Das Gelingen von G8 ist eine Frage der Strategie

Mit der Einführung des verkürzten Bildungsgangs mussten sich die Gymnasien in Nordrhein-Westfalen einer großen Herausforderung stellen. Der Umgang mit G8 war von Schule zu Schule verschieden. „Am Aldegrever-Gymnasium haben wir augenscheinlich vieles intuitiv richtig gemacht. Dazu gehört die Nutzung neuer Angebote, wie zum Beispiel die Einführung von Projektkursen und Vertiefungskursen.“ erklärt Andreas Pallack, der die Einführung solcher Kurse an seiner ehemaligen Schule koordinierte.

Feuer entfachen statt Fässer füllenLaura Mähler, Johanna Hof, Marvin Sommer und Dr. Andreas Pallack trafen sich zum Dialog G8 im Ministerium für Schule und Weiterbildung

Projekte sind in guter Erinnerung
Tatsächlich sind den Schülern ihre Projekte eher in Erinnerung geblieben, als der Regelunterricht. Johanna Hof beschäftigte sich im Rahmen eines Projektkurses mit dem Bau von Kirchen und Marvin Sommer mit mathematischen Methoden der Kriminalistik. Laura Mähler hat seit 2010 insgesamt 3 größere Projekte durchgeführt. Dazu gehören Experimente mit Leuchtbakterien, die Mathematik der Spidercam sowie Untersuchungen zur Quadrikenmaschine. Für Ihre Arbeiten wurde sie auch mit einem Preis auf Bundesebene im Rahmen von Jugend forscht ausgezeichnet. Mähler: „Ohne diese Projekte hätte ich in den letzten 3 Jahren eine Menge verpasst. Zum einen habe ich gelernt mich gut zu organisieren und auch mit Rückschlägen umzugehen – zum anderen habe ich durch die Preise viel erlebt.“ Zuletzt durfte Laura ihr Projekt auf einem Wettbewerb im US-Bundesstaat Arizona vorstellen.

Gebundener Ganztag als Chance für G8
Das sogenannte „Turbo-Abi“ sorgte bei vielen Schülern für Stress – statt vielfältiger Freizeitbeschäftigung ist der Tagesablauf dem Takt der Schule angepasst. „G8 bedeutet an vielen Schulen faktisch Ganztag – das Franz-Stock-Gymnasium hat hier die richtige Entscheidung getroffen und Nägeln mit Köpfen gemacht. Der gebundene Ganztag erlaubt eine angemessene Rhythmisierung des Schultages, in dem sich Entspannungs- und Arbeitsphasen abwechseln.“ erläutert Pallack. Der neue Schulleiter des FSG hat dabei insbesondere die Förderung von Exzellenz aber auch die ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung aller Schülerinnen und Schüler im Blick. Pallack: „Viele Schüler beklagen, dass sie gezwungen sind die Stoffmenge bis zum Abitur irgendwie zu bewältigen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Bulimie-Lernen. Im gebundenen Ganztag ist einfach mehr Zeit – insbesondere für jüngere Schülerinnen und Schülern wird der verkürzte Bildungsgang G8 deutlich entschleunigt. Kommen dann noch Projekte hinzu stehen die Chancen gut, dass Lernen bedeutet Feuer zu entfachen statt Fässer zu füllen – und wenn so ein Feuer entfacht ist, ergibt sich Vieles von selbst.“